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Utopidorium 7

Warum Utopia scheitern muss

· Utopion,Trollland,Utopia

Doppelroman Utopion&Trollland und Blog-Roman Korridorium: Beide firmieren unter demselben Autorennamen – aber stammen sie aus derselben Feder? Denn letztlich könnte es sich bei „Cory d’Or“ ja auch um ein Sammelpseudonym handeln.
In meiner kleinen Artikelserie „Utopidorium“ habe ich auf einige Gemeinsamkeiten in beiden Werken hingewiesen. Hier eine weitere: Leserkommentare. Im Blog hat Cory einen Eintrag mit einer Handvoll Leserbriefe gespickt, die sich auf Korridorium selbst beziehen. In Utopion geben gleich zwei Kapitel Reaktionen der Internetgemeinde auf das Projekt Utopion.org wider – und sie sind längst nicht alle schmeichelhaft.

Morus? Bäh, mussten wir in der Schule lesen. Frauenfeidnlicher Schwachkopf.

Jowey Mah

Was im Blog per Fax, Postkarte und Brief eingetroffen war, sind in Utopion Userkommentare auf der Crowdfunding-Site und bei (es wird nicht genannt, aber es ist aller Wahrscheinlichkeit nach) YouTube. Der ins Auge fallende Unterschied: Es gibt deutlich mehr Utopion-Kommentare (47+77=124) als Korridorium-Leserpost (6 Schreiben, darunter 1 Twitter-Direktnachricht), und: Die Wortmeldungen der Internet-User stecken (wie oben bereits ersichtlich) teilweise voller Rechtschreibfehler.

BIn der Erste?! Cool. HAb noch nie was unterstützt, aber das hat’s! 500 Jahre THeorie sind genug. Jetzt die Praxis! Kenne das Buch schon, aber schickt mir gern noch eins zum Einpflanzen. (HÄtte sich der alte Morus sicher nie gedacht, dass er mal auf die Weise die WElt rettet!9

UtopiateMeSoftly

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Im Roman verschweigt Cory, wo genau die sieben Utopioniere per Crowdfunding versuchen, eine finanzielle Starthilfe für Utopion.org einzusammeln. Es könnte die Website Kickstarter gewesen sein. Die Kommentare der User dort, manche nur aus einem Halbsatz bestehend, fallen jedenfalls völlig unterschiedlich aus. Teils sind sie klug, teils idiotisch, manchmal hasserfüllt, dann wieder sehnsüchtig und verspielt. Es gibt gelehrte lateinische Zitate und die boshaften Versuche eines Internet-Trolls, die Beteiligten zu provozieren und aufzumischen.

Ey, Kumpels, ich hab auch ne utopische Mom: mein sagenhaftes und unübertroffenes Troll-Utopia! Yalla yalla, jeder trollt jeden. […] P.S. soll keine Provokation sein

DFTT

Die Korridorium-Reaktionen beziehen sich direkt aufs Blog. Die Utopion-Kommentare dagegen zielen nicht auf den Roman selbst, sondern auf das Projekt Utopion.org, das im Zentrum der Doppelromanhälfte Utopion – Auf der Suche nach der besten aller vorstellbaren Welten steht. Lassen Sie sich nicht davon verwirren, dass die Website, auf der Sie davon lesen, ebenfalls Utopion.org heißt. Die haben wir Herausgeber erst im Nachhinein für den Doppelroman eingerichtet.

Eilmeldung! Suchtrupp bricht auf, Land des Pfirsichblütenquells wiederzufinden. Alle eingeladen, mitzusuchen. Bringt Neugier, ☂ und ♥ mit!

ZhōngguaG¥RL

Dass Sie hier unter Utopion.org kein moderiertes regenbogenbuntes Netzwerk weltverbesserischer Ideen von Menschen aus aller Welt finden, liegt daran, dass (wie Utopion erzählt) das Projekt einer „Wikipedia für utopische Ideen“ im ersten Anlauf gescheitert ist. Meiner Ansicht nach zeigen die Kommentare, die im Projekt-Tagebuch Utopion abgedruckt sind, warum es Utopia so schwer hat: Ein wirklicher (geschweige denn ein fruchtbarer) Austausch kommt in den Kommentaren nicht zustande – die positiven Stimmen gehen in einer Kakophonie von von Selbstverliebtheit und Missgunst unter und werden als naiv verlacht.
Was aber nicht heißen muss, dass nicht doch noch die Zeit für vernetzte Utopien kommen kann und wir Menschen beginnen, uns darüber auszutauschen, was genau wir – für uns, für die Welt – eigentlich anstreben würden, wenn alles möglich wäre …
 

Geile Idee. […] Träumer, tut euch zusammen! Utopiker der Welt, vereinigt euch!

Sören.Dipity